SuS Volmarstein bindet Flüchtlinge ein

Zwei Flüchtlinge bieten in Zukunft wöchentliche Stammtische für Jugendliche und Erwachsene an, die ihr Englisch auffrischen möchten.

Wer kennt das nicht. Bei dem einen ist der Englischunterricht irgendwie realitätsfremd, bei dem anderen ist die Sprache wieder eingerostet, mancher sehnt sich einfach danach, sie mal wieder zu sprechen. Letzteres trifft auf Axel Böving, ersten Vorsitzenden des Jugendausschusses des SuS Volmarstein zu. Beruflich hat er viel mit Englisch zu tun, fuhr zum Austausch sogar privat nach Bochum zu einem englischen Stammtisch – chitchat, wie man auf der Insel auch sagt. Bövings neueste Idee für den SuS entstand aus diesem Interesse und will das Nützliche mit der Freizeit verbinden: auch hier soll es bald regelmäßige, lockere Stammtische auf Englisch für Jugendliche und Erwachsene geben. Das Besondere daran: zwei Flüchtlinge, die selbst in dem Verein trainieren, werden die ehrenamtliche Leitung des Projekts übernehmen. Beide beherrschen die Sprache sehr gut, haben auf Englisch studiert, einer hatte sogar Englisch als Hauptfach. Davon könnten doch auch die Sportler profitieren, dachte sich Böving. Fußball verbindet schließlich, da finden sich immer Gesprächsthemen. „Wir möchten nicht nur fördern, sondern auch fordern“, erklärt er.

Projekt Trippel I

Beim SuS nennt man das Ganze nun Projekt Trippel I: Inklusion, Integration und Intelligenz. Es begann vor circa fünf Jahren mit dem Engagement eines Trainers im Berufsbildungswerk der evangelischen Stiftung Volmarstein. Daraus entwickelte sich gemeinsames Spielen und Turniere mit Inklusionsmannschaften. Vor einem Jahr startete dann die Phase Integration. Flüchtlinge trainierten vormittags auf der Sportanlage der Köhlerwaldstraße. Heute jedoch sind diese acht im Senioren- und sechs im Jugendbereich vormittags mit Deutschkursen beschäftigt. Nachmittags nehmen sie am normalen Trainingsbetrieb teil. „Da unser Verein sowieso aus nicht nur deutschstämmigen Spielern besteht, war Integration gar kein Thema, das ist einfach natürlich abgelaufen“, sagt Böving. Eckhard Kühl, zweiter Vorsitzender des Hauptvorstands, betreut diese Projekte zur Inklusion und Integration. Am 3. November soll nun die dritte Phase „Intelligenz“ mit dem englischen Stammtisch für Erwachsene beginnen.

Für die beiden Flüchtlinge, die sich bereit erklärt haben, einmal in der Woche den Stammtisch zu leiten, bedeutet dies vor allem einen kleinen Schritt in Richtung Normalität. Einer der beiden, der namentlich lieber nicht genannt werden möchte, lebt bereits seit einem Jahr in Deutschland. Er wurde durch unterschiedliche Aufenthaltseinrichtungen geschickt, bis er vor einigen Monaten in Wetter landete. Er erzählt davon, wie schwierig es war, nicht arbeiten zu können, sondern erstmal nur abwarten zu müssen. „Letztes Jahr war die Situation so schwer, ich hatte nichts zu tun. Jetzt bin ich zurück im Leben“, sagt der 27-Jährige. „Es ist gut, wieder Aktivitäten während des Tages zu haben, etwas selbst zu organisieren, etwas zu tun. Ich genieße das Leben wieder“, fügt er lächelnd hinzu. In Syrien habe er nicht nur selbst Fußball gespielt, sondern auch in einer Kirche mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet. Jetzt freue er sich darauf, einer ähnlichen Aufgabe nachzugehen. Dabei will er sich ganz nach den Interessen und Wünschen der Stammtisch-Besucher richten und ist offen für deren Vorschläge. „In Wetter ist es einfach, deutsche Freunde zu haben“, sagt er zum Abschluss strahlend. „Die Leute hier sind so freundlich“.

Doppelt gut

So hat das Projekt gleich zwei Vorteile: Für die Jugendlichen bietet sich die Möglichkeit außerhalb der Schule ohne Notenspiegel Englisch zu üben. „Und die Flüchtlinge“, sagt Böving, „können so heute schon zeigen, wie wertvoll sie für unsere Gemeinschaft auch im Bereich des Ehrenamtes sind und wie viel Potenzial in ihnen steckt.“ Dass mit Sicherheit einige deutsche Vokabeln fallen werden, könne auch nur von Vorteil sein, meint Böving. Über Neugierige und Interessierte außerhalb des Vereins würde er sich beim Stammtisch sehr freuen.

Franziska Hoppen

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